
Impuls 22
Gottesdienst – Mehr als Beten und Singen
„Unser ganzes Leben ist Gottesdienst“, hat Novalis, ein Schriftsteller, behauptet. Das ist natürlich ein spannender Satz. Er beinhaltet ein Wortspiel. Unser Leben ist „Gottes Dienst an uns“. Und das heißt genauso gut, dass alles, was ich tue, ein Dienst für Gott ist.
Trotzdem ist es eine ungewöhnliche Vorstellung, dass ich andauernd "Gottes-Dienst" tue.
Obwohl – wenn ich das Gebet von Teresa von Ávila (1515-1582) „Herr der Töpfe und Pfannen“ nehme, stehe ich doch öfter in Gottes Dienst, als ich das denken würde. Das Gebet kannst Du hier anhören und nachlesen.
- Wenn ich jeden Tag im Sinne Gottes handeln möchte, ist die Folge davon, dass ich auch Verantwortung übernehmen kann – für mich, für andere, für unsere (Um-)Welt. Dann muss ich, was ich mache oder lasse aus mehreren Perspektiven sehen. Die Möglichkeit zu haben, mich für etwas einzusetzen, ist eine riesige Chance und beinhaltet auch, dass ich mich immer wieder neu entscheiden kann.
Mit Gott kann ich in vielen verschiedenen Situationen in Beziehung sein.
- Als Gegenüber, mit dem ich sprechen kann und dem ich in anderen Menschen begegnen kann.
- In der Natur, meiner Umwelt, die ich staunend wahrnehme.
Dazu gab es im Impuls 14 schon ein paar Ideen. - In gemeinschaftlichen Ritualen – z.B. bei Tischgebeten, Umarmung zur Begrüßung, Geburtstagslied oder in Gottesdiensten.

Wir hören in der Bibel, dass in den ersten christlichen Gemeinden jeder etwas zum Gottesdienst beigetragen hat.
Eine:r erzählte einen Bibeltext, ein:e andere:r konnte diesen Text erklären, andere beteten (1 Kor 14,26). Auch das Mahl bestand aus dem, was die Gottesdienstbesucher:innen mitbrachten. Jeder sollte mitmachen und sich beteiligen können.
- Wo erlebst du Gottes-Dienst, mit all seinen Facetten, vielleicht auch außerhalb des Kirchenraumes?
- Würdest du dein Leben als Gottes-Dienst deuten, auch in den verschiedenen Dimensionen des Wortspiels?

Schaut euch doch mal gegenseitig genau an.
- Ihr seid wunderbar gemacht!
Wenn ihr euch tief in die Augen schaut, könnt ihr ganz viele verschiedene Farben erkennen. Wie jede Iris unterschiedliche Farben hat, ist jeder von uns einzigartig und kann viele tolle Dinge.
Diese Talente könnt ihr für andere einsetzen: das meint "Gottes-Dienst".
- Was können die Einzelnen bei euch besonders gut?
Witze, Lustiges erzählen? Trösten? Helfen?
Kannst Du manchmal „Gottes-Dienst“ bei dir im Alltag entdecken? Könntest Du das Gebet von Teresa von Ávila so schreiben, dass es zu Dir passt?
Bei einem Versuch kam folgendes heraus:
Gott,
wir beten nicht oft in der Kirche
oder an einem besonderen Ort
Wir beten nicht mit Texten aus Büchern
oder aus der Bibel.
Unsere Gebete sind auch nicht schön formuliert
und nicht in fromme Worte gekleidet.
Unser Gebet ist
das Flicken des Fahrradreifens,
das Decken des Tisches
und das Chauffieren zum Sport.
Unser Gebet ist
das Ausmisten des Hamsterstalls,
das Durchwachen der Nacht
und das Kochen.
Unser Gebet ist
das Ausräumen der Spülmaschine,
das Wechseln der Glühbirne
und das Waschen der Wäsche.
Gott unseres Alltags,
nimm unser Gebet so an
– für mehr haben wir gerade keine Zeit!
Franziska Feil – in Anlehnung an das Gebet von Teresa von Ávila „Herr der Töpfe und Pfannen ...“
Bildquelle: unsplash.com, pixabay.com