Impuls 19

Die Bibel – Geschichten vom Leben

„Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel … und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen."
Walt Disney

Bist du so ein:e Buch-Genießer:in? 

  • Vielleicht fehlt dir im Alltag die Zeit und im Urlaub genießt du es, in andere Welten einzutauchen? 
  • Vielleicht ist das Vorlesen in eurer Familie ein beliebtes Ritual? 
  • Vielleicht hat dein Kind ein Lieblingsbuch? 

Viele Menschen sind begeistert von der Bibel. Sie wird auch als das „Buch der Bücher“ bezeichnet. Kaum ein Buch ist so häufig übersetzt und gedruckt worden. Eigentlich ist die Bibel eine Sammlung vieler Bücher, die von vielen Menschen zu verschiedenen Zeiten im Lauf von mehr als 1000 Jahren erzählt und aufgeschrieben wurden. Die Geschichten der Bibel erzählen von damals. 

Aber anders als in einem Geschichtsbuch geht es nicht in erster Linie um historische Wahrheiten, sondern um Glaubenserfahrungen: 

  • Die Bibel erzählt, wie Menschen Gott erfahren haben. Beim Lesen oder Hören dieser Geschichten sind wir eingeladen, uns selbst und unser Leben im Spiegel dieser Geschichten zu betrachten. Das kann spannend sein.
Für dich

Habt ihr eine Bibel zu Hause? Vielleicht ist es deine alte Schulbibel? Oder du hast eine zu deiner Erstkommunion oder Hochzeit geschenkt bekommen? Wenn diese Bibel sprechen könnte:

  • Was würde sie erzählen (Erlebnisse und Erfahrungen)?
  • Leih ihr deine Stimme.
    Zum Beispiel so: „Ich stehe hier schon seit 10 Jahren im Bücherregal. Zum letzten Mal wurde ich rausgeholt, als ...“.
    Oder so: Bei der Geschichte vom verlorenen Sohn steckt ein Lesezeichen ... Diese Geschichte wurde oft vorgelesen, .  

Probiert es mal aus, wie eure Bibel zum Leben erwacht.

Falls ihr keine Bibel zur Hand habt, könnt ihr überlegen, wo ihr im Laufe eurer Biografie mit der Bibel in Berührung kamt:

  • Vielleicht im Religionsunterricht, in der Vorbereitung auf die Erstkommunion, Konfirmation oder Firmung oder in der Jugendarbeit?
  • Welche Erinnerungen habt ihr daran?

Jedes Familienmitglied überlegt sich eine bestimmte biblische Figur oder Geschichte (z.B. Noah, Zachäus, Jesus heilt einen Blinden, ...). Vielleicht gibt es auch eine Lieblingsgeschichte? Reihum könnt ihr eure Figur oder Geschichte mit Alltagsgegenständen und Spielfiguren nachbauen. Oder ihr stellt sie pantomimisch dar. Lasst dann die anderen die Szene erraten und erzählt, was euch zu der Geschichte einfällt oder was euch daran gut gefällt.

Tipps

  • Hier findet ihr die Geschichte aus dem Markus-Evangelium – von der Kindersegnung – in einer etwas anderen Form.
    Nehmt euch einen Moment Zeit, macht es euch gemütlich und genießt das Zuhören. Schaut mal, wie es ist, wenn ihr euch in Damaris hineinversetzt:

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"Ich bin Damaris. Ich bin 10 Jahre alt. Ich lebe mit meinen Eltern und meinen drei Geschwistern in einem Dorf in der Nähe von Jerusalem.

Ich möchte euch erzählen, wie es war, als ich Jesus begegnet bin.

Meine Mutter war bei uns zu Hause damit beschäftigt, Brot zu backen. Sie knetete gerade den Teig. Ich spielte mit meinen Schwestern Lea und Tabea Verstecken auf unserem Hof. Mein kleiner Bruder Seth lag in seinem Körbchen und schlief. Da kam plötzlich unsere Nachbarin angelaufen und rief: „Kommt schnell! Jesus ist hier! Er sitzt auf unserem Dorfplatz. Er macht dort Rast!“ Meine Mutter hatte mir schon von Jesus erzählt. Jedes Mal, wenn sie von ihm sprach, bekam sie leuchtende Augen. Von ihr wusste ich, dass er Geschichten über Gott erzählte. Und dass er Kranke heilen konnte.

Auch jetzt war meine Mutter ganz aufgeregt. Sie legte den Brotteig auf den Tisch. Dann nahm sie Seth aus dem Körbchen und rief mir und meinen Schwestern zu: „Kommt, wir wollen zu Jesus gehen!“

Als wir am Dorfplatz ankamen, saß dort ein Mann unter dem Baum. Das musste Jesus sein. Um ihn herum saßen andere Frauen und Männer, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie sahen müde aus, wie nach einem langen Fußmarsch.

Plötzlich wurde es laut. Viele Mütter aus unserem Dorf kamen angerannt. Einige trugen ihre Kinder auf dem Arm. Viele meiner Freundinnen und Freunde kamen ebenfalls angerannt.

Meine Mutter war ganz mutig. Sie rief Jesus zu: „Jesus, bitte lege meinen Kindern deine Hände auf. Bitte segne sie.“

Die Männer und Frauen, die um ihn saßen, wurden wütend. Sie sagten: „Wir sind heute schon so weit gegangen. Wir brauchen eine Pause. Und Jesus erzählt uns gerade von Gott. Geht zurück in eure Häuser! Eure Kinder stören nur.“

Mir rutschte fast das Herz in die Hose, als Jesus ärgerlich aufstand. Er war richtig zornig zu seinen Freunden. Er sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen. Haltet sie nicht auf! Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Schaut sie euch an, wie sie voller Vertrauen sind! Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen!“

Seine Worte habe ich zwar nicht ganz verstanden, aber sie hatten sehr viel Kraft und seine Freunde schwiegen. Und dann kam er zu uns. Er ging auf meine Mutter zu und fragte nach dem Namen von meinem kleinen Bruder. Er legte seine Hand auf Seths Kopf und sagte so etwas wie „Seth, Gott möge dich beschützen!“ Dann beugte er sich zu mir runter und legte mir die Hand auf die Schulter. Das war richtig warm. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich war richtig stolz. Ich kam mir vor, als sei ich um 10 cm gewachsen. Seine Worte habe ich noch immer im Ohr: „Damaris, du bist ein Kind Gottes. Sei gesegnet!“ Ich bekam eine wunderbare Gänsehaut. Von da an wusste ich, Jesus mag uns Kinder. Alle Kinder unseres Dorfes hat er an diesem Nachmittag gesegnet. Er hat sich ganz viel Zeit genommen. Als wir nach Hause gingen, war mir klar, ich möchte mehr über diesen Jesus erfahren."

Therese Weleda nach Mk. 10,13-16

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