Impuls 11

Familie – Streiten. Lieben. Leben.

Eine Familie zu sein, das bedeutet auch: Immer mal wieder ganz unterschiedlicher Meinung zu sein, zu streiten - weil jede und jeder davon überzeugt ist, dass die eigene Vorgehensweise die richtige ist. Es ist verrückt, wie oft wir uns streiten oder miteinander diskutieren. Da geht es ums Aufräumen, um Küche sauber machen, da geht es um gesunde Ernährung. Um die richtige Wortwahl, ums Kümmern oder um Absprachen, Regeln und, und, und ...

Eine Familie zu sein, ist zugleich eine riesige Chance, um das Miteinander immer wieder neu zu üben:

  • Gute Worte zu finden. 
  • Experimentierfreudig neue Möglichkeiten zu entdecken. 
  • Fair miteinander umzugehen. 
  • Voller Vertrauen aktiv nach der besten Lösung zu suchen. 
  • Die eigenen Fehler zu benennen (wenn etwas nicht geklappt hat). Mutmachendes, kreative Ideen und Versöhnung feiern …

Dazu können alle beitragen:

  • Um das Gemeinschaftsgefühl in der Familie zu gestalten, braucht es gegenseitigen Respekt. Und dass wir einander gut zuhören und uns mit den anderen verbinden.
  • Haben wir uns in einem Machtkampf verfangen, dann braucht es die Bereitschaft, sich zu versöhnen. Und Versöhnung braucht Verstehen. Das heißt nicht: Blind allem zuzustimmen. Sondern einander anzunehmen mit dem, was jedem und jeder wichtig ist.
Für dich

Es lohnt sich, einmal innezuhalten und sich zu besinnen.

  • Wie drückst du aus, dass du anderer Meinung bist?
  • Wenn du streitest, wie verhältst du dich?
  • In welcher Situation weißt du eigentlich selbst nicht ganz genau, was dir wichtig ist, aber immer wieder regst du dich auf?
    Nimm dir ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken, was genau dein Anliegen in der Situation ist und wie du es formulieren kannst.
Für euch

Gemeinschaft und gut miteinander zu leben: Das spielt im Glauben eine große Rolle. 

In der christlichen Tradition war das deswegen immer ein Thema. Zum Beispiel in Klöstern. Die Ordensregel des Hl. Benedikt betont: In Streitfragen oder Entscheidungen ist es wichtig, auch die Jüngeren in der Runde zu Wort kommen zu lassen. Damit verschiedene Blickwinkel berücksichtigt werden.

Vielleicht möchtet ihr jetzt in der Zeit der Erstkommunionvorbereitung am Sonntag abends oder zu einem anderen Zeitpunkt in der Woche einen Familienerzählabend stattfinden lassen. Richtet euch den Tisch schön her, zündet eine Kerze an.

  • Erzählt euch, wo ihr gemerkt habt, dass ihr unterschiedlicher Meinung seid und wie es euch gut gelungen ist, einander eure Ansichten mitzuteilen und wie ihr eine Lösung gefunden habt.
  • Sprecht auch über eine Situation, die euch wichtig ist, in der aber noch nicht alles rund läuft.
  • Geht neugierig ins Gespräch, versucht einander zu verstehen: Wie nimmt der oder die andere die Situation wahr? Welche Wünsche gibt es jeweils? Tauscht euch darüber aus.
  • Nehmt euch für euren Familienerzählabend nicht zu viel vor. Am besten immer nur ein Thema, das gerade ansteht.
  • Feiert euch, dass ihr euch um gute Lösungen und ein gutes Miteinander kümmert.

Und wenn der Familienerzählabend euch gefallen hat, dann macht ihn doch einfach zu einem regelmäßigen Termin für alle.

Gut, dass wir einander haben | Benjamin Brecht und Manfred Siebald

Refrain:
Gut, dass wir einander haben,
gut, dass wir einander sehn, Sorgen, Freuden, Kräfte teilen
und auf einem Wege gehn.
Gut, dass wir nicht uns nur haben,
dass der Kreis sich niemals schließt
und dass Gott, von dem wir reden,
hier in unsrer Mitte ist.

1. Keiner, der nur immer redet;
keiner, der nur immer hört.
Jedes Schweigen, jedes Hören,
jedes Wort hat seinen Wert.
Keiner widerspricht nur immer;
keiner passt sich immer an.
Und wir lernen, wie man streiten
und sich dennoch lieben kann.

Refrain

2. Keiner, der nur immer jubelt;
keiner, der nur immer weint.
Oft schon hat uns Gott in unsrer Freude,
unsrem Schmerz vereint.
Keiner trägt nur immer andre;
keiner ist nur immer Last.
Jedem wurde schon geholfen;
jeder hat schon angefasst.

Refrain

3. Keiner ist nur immer schwach,
und keiner hat für alles Kraft.
Jeder kann mit Gottes Gaben das tun,
was kein andrer schafft.
Keiner, der noch alles braucht,
und keiner, der schon alles hat.
Jeder lebt von allen andern;
jeder macht die andern satt.

Refrain

Text & Melodie: Manfred Siebald 
© 1990 Hänssler

Bildquelle: iStock: zenstock, Jacob Wackerhausen, EyeEm Mobile GmbH